Der neue DIHK Arbeitsmarktreport 2019 wurde jetzt im März veröffentlicht. Unter dem Titel „Fachkräfteengpässe groß – trotz schwächerer Konjunktur“ berührt schon fast nicht mehr, Fachkräfteengpass oder Fachkräftemangel rauschen dank der allzu häufigen Wiederholung in unserem Hirn schon durch. Aber, Stopp! Die Ergebnisse der Auswertungen beruhen auf mehr als 23.000 Unternehmensantworten, das ist durchaus empirisch relevant.
Tatsächlich, kaum zu glauben, jetzt haben auch Großunternehmen „Probleme bei der Stellenbesetzung, die gemeinhin bei Bewerbern besonders beliebt sind. Die größeren Schwierigkeiten auch dort sind ein deutlicher Hinweis auf steigende Fachkräfteengpässe insgesamt.“ (vgl. https://www.dihk.de/presse/meldungen/2019-03-13-arbeitsmarkt-report).
So, und nu`? Großartig neue Ideen und Konzepte werden nicht vorgeschlagen. >>Förderung der Beruflichen Bildung inklusive der Höheren Berufsbildung, die Stärkung digitaler Kompetenzen sowie für Erleichterungen bei der Zuwanderung ausländischer Arbeitskräfte<<.
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Keine Selbstreflexion der Unternehmen, keine Selbstkritik. Es sieht so aus, als würden die Unternehmen auf ein Zeichen von oben warten, auf die Hilfe der Politik oder auf andere Mächte. Regentänze sind auch zugelassen. Die Gründe, weshalb das alles so ist liegen -wie so oft – bei den Anderen (Bewerber die nicht da sind, zu wenig Berufserfahrung haben, über eine zu geringe Qualifikation verfügen, zu viel Geld wollen, der schlechte Standort etc. pp.)
Natürlich können nur die Fragen beantwortet werden, die gestellt werden und wenn Selbstreflexion nicht das Thema ist, dann wird es auch nicht abgebildet, sondern nur geschaut, ob die Antworten auch zu den jeweiligen politischen Vorhaben passen (Stichwort Fachkräfteeinwanderungsgesetz).
Trotzdem: Wer Berufserfahrung wünscht, ist durchaus auch berechtigt, diese zu geben. Wer wenig bezahlen möchte und sich weiterhin vom Markt der Billigen bedienen will, muss mit Schwierigkeiten rechnen. Wer sich an der Qualifikation stört – was hält ihn davon ab, die Qualifikation zu vermitteln?
Und wieder wird er zitiert, der Mittelstand, die kleinen und mittleren Betriebe, die mit großen Augen immer noch sagen „Wir sind klein, unser Herz ist rein“ – und sich damit ´raus nehmen aus den durchaus existierenden und erfolgreich praktizierten Instrumenten und Tools der Personalentwicklung und des Personalmarketings, indem sie sagen :“Das ist nur was für Großunternehmen“, wir haben für so was kein Geld, keine Zeit“. „Wollen und nicht können“ wird als Schleier genommen für „Können und nicht wollen“?
Ebenso, immer gerne zitiert: die Gesundheits- und Sozialdienstleister. Laut DIHK 82% beklagen, dass sie keine Bewerber finden. Nur ein kleines Beispiel für diejenigen, die auf politische Lösungen warten:
In der EU regelt die Richtlinie 2005/36/RG des Europäischen Parlamentes die Anerkennung von Berufsqualifikationen für Angehörige des EUraumes, auch der Krankenpflege. In der Altenpflege jedoch konnten die Anerkennungsverfahren bislang noch nicht harmonisiert werden, da es in anderen Ländern keine zur deutschen Altenpflegeausbildung vergleichbare Ausbildung gibt. Ein weiteres Problem: Da häufig die Ausländerbehörden nicht beteiligt werden, wurden in der Altenpflege im Jahr 2010 in Deutschland 20 Anträge auf Erteilung der Berufsbezeichnung „Altenpfleger/in“ nach §1 des Altenpflegegesetzes gestellt, von denen lediglich 8 (!) anerkannt worden sind. Das nur vor dem Hintergrund, dass bis 2025 der Bedarf an Pflegekräften in der Altenpflege gegenüber 2010 um mindestens 180.000 Vollzeitarbeitskräfte steigen werden (minus den 8, die hoffentlich noch da sind).
Kurz und gut: Nix Neues, nur das Alte in etwas dramatischer. Und genau das ist das Problem.